Die Pilzkunde hat in Schleswig-Holstein eine lange Tradition, die noch auf die dänische Zeit mit Naturforschern und Mykologen wie J.T. Holmskjold oder C. C. Raunkiær zurückgeht. Besondes intensiv waren die mykologischen Forschungsaktivitäten etwa zwischen 1850 und 1950 (J. Gollmer, E. Hallier, F. v. Höhnel, O. Jaap. V. Litschauer, J. E. Lange u.a.) Nach 1950 führten Pilzforscher wie W. Neuhoff, H. Glowinski, E. & H. Jahn, H.-G. Unger sowie Gisela und Ingeborg Heide die Tradition fort.
Etwa um 1980 kam es zu einem Wechsel. Seither prägen mehr koordinierte Kartieraktivitäten der Mykologischen AG Schleswig-Holstein und auch der Arbeitsgruppe Mykologie des Botanischen Vereins zu Hamburg e. V das Bild. Auch die marine Pilzforschung spielt mit Schwerpunkten in Kiel und auf Helgoland in Schleswig-Holstein eine Rolle. Ein namhafter Vertreter, der auch auf Helgoland tätig war, ist K. Schaumann. Schleswig-Holstein ist zwar traditionell waldarm, bietet aber durch die Küsten, Marschen und Moore sowie interessante naturnahe Grünländer (z. B. Salzwiesen, Brenndoldenwiesen, Trockenrasen an Steilküsten) eine Vielfalt an besonderen Pilzbiotopen.
Die Mykologische AG Schleswig-Holstein (AG Myk SH) ist seit etwa 60 Jahren hauptverantwortlich mit der Kartierung und Dokumentation der Pilzvorkommen in Schleswig-Holstein befasst. Organisatorisch gehört die AG Mykologie SH als weitgehend eigenständige und unabhängige Facharbeitsgruppe zum gemeinnützigen, naturwissenschaftlich orientierten Verein "Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg mit Sitz bei der Landesstelle für Vegetationskunde Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Hauptsächliche Ziele der Arbeit der AG Myk SH sind:
• |
flächendeckende Erfassung der Pilzvorkommen in Schleswig-Holstein |
• |
Entwicklung von Bewertungssystemen für den ökologischen Zustand der Lebensräume in Schleswig- Holstein mit Hilfe von Pilzen |
• |
Fachliche Hilfen für den Naturschutz (Indikation u. Bewertung) |
• |
Öffentlichkeitsarbeit (Dokumentationen und Veranstaltungen) |
Zentrale Aufgaben sind neben der landesweiten Kartierungsarbeit der Naturschutz (besonders Flora-Fauna-Habitat FFH/Natura 2000), die Waldökosystemforschung und die genaue mykologisch-ökologische Erforschung landestypischer Biotope (z.B. Küstenbiotope, Marschen, Hochmoore).
Die AG Myk SH ist gut vernetzt mit regionalen mykologischen Arbeitsgruppen wie den Kieler Pilzfreunden e. V. und der mykologischen Sektion der Arbeitsgemeinschaft für Botanik im Heimatverband für den Kreis Steinburg e.V. (Itzehoe). Sie arbeitet mit dem Botanischen Verein zu Hamburg e. V., Arbeitsgruppe Mykologie und dem Pilzverein "Heinrich Sternberg" Rehna e.V. (West-Mecklenburg) zusammen, die auch Kartierexkursionen in Schleswig-Holstein unternehmen.
Ferner besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND), der obersten Naturschutzbehörde Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) und den unteren Naturschutzbehörden (UNB) der Landkreise. Bindeglied zwischen der AG Myk SH und den Naturschutzbehörden ist die ständige MYKIS-Arbeitsgruppe, die die Pilzdaten aufbereitet und in der landesweiten Pilzdatenbank verwaltet. Von hier aus werden auch die Daten für die Pilze Deutschlands bereitgestellt. Die AG Myk SH organisiert Tagesexkursionen, Wintertreffen für Fortbildung und gegenseitigen Austausch und führt jährlich eine mehrtägige Kartiertagung durch (siehe Termine).
Wir freuen uns über jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin und alle Fundmeldungen von Pilzen aus Schleswig-Holstein. Wenden Sie sich mit interessanten Funden und Bildern von Pilzen gerne direkt an unsere Landeskoordinatoren Matthias Lüderitz und Maren Kamke. |